Norbert,
Du hast null Ahnung von spirituellem Denken.
I.
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Chère Mademoiselle Liebeler,
darf ich zunächst meine Bewunderung hinsichtlich der Lakonie Ihrer
werten Aussage Ausdruck verleihen.
Dennoch hoffe ich, dass Sie mir erlauben Ihnen einen kleinen
Verbesserungsvorschlag vorzulegen, dahingehend, dass es vielleicht den
Wahrheitsgehalt erhöhen könnte, wenn man einen der beiden Begriffe
(spirituell oder Denken) in Anführungszeichen setzt - und sei es nur,
um den Verdacht einer 'Contradictio in adiecto' zu vermeiden.
Ein schlechter Vorschlag, denn wie der Spruch
Weisheit ist nicht Wissenschaft
und Wissenschaft nicht immer weise.<<
sagt, kann das Verstandesdenken in gewissen Fällen, um nicht
zu sagen: in gewissen Ausnahmefällen unter Umständen sogar
hinderlich (abträglich) sein ...
Nicht allein die (Natur)Wissenschaft betreffend.
Daß Religion und Naturwissenschaft immer schon einander wider-
sprachen oder nur schwer miteinander in Einklang zu bringen waren,
ist bekannt.
Wozu haben wir denn die/unsere INTUITION?
Im Volksmund spricht man vom Bauchgefühl ...
Wozu sind die da?
Wie kann es sein, daß eine Mutter es spürt und ahnt, wenn ihr
Kind in Gefahr oder ihrem Kind etwas zugestoßen ist?
Bzgl. der *Nahtoderlebnisse* gibt es einen von der Wissenschaft
bislang ungeklärten Fall, wo ein Patient in einem Krankenhaus
während/bei einer Operation verstorben und aus dem/seinem
Körper ausgetreten ist, anfänglich über seinem Körper schwebte,
sah und hörte, was "unten" die Ärzte und das Pflegepersonal
"machten" (unternahmen) und sprachen, dann aus dem Operations-
saal hinaus durch die Wände schwebte, hinaus aus dem Kranken-
haus, immer höher, auf dem Vordach des Eingangs (Portals) einen
Turnschuh liegen sah, in seinen Körper wieder zurück- und hinein-
katapultiert wurde und mit einem Ruck wieder zur Besinnung kam,
nachdem Ärzte und Pflegepersonal Wiederbelebungsversuche
unternommen und sich dann darüber gefreut hatten, daß sie ihren
Patienten wieder "zurückgeholt" hatten und ihnen dann berichtete,
erzählte, wie es ihm ergangen ist und was er erlebt und gesehen
habe, zum Beispiel eben, daß da draußen auf dem Vordach über
dem Eingang (der Pforte) wiegesagt ein Turnschuh liege ...
Ärzte und Pflegepersonal überzeugten sich davon selbst und sahen
da draußen WIRKLICH einen Turnschuh auf dem Vordach über
dem Eingang liegen ...
So. Und wie bitteschön kann oder will man diese Begebenheit
rational erklären? Na?
Ich bin gespannt ...
http://de.wikipedia.org/wiki/Contradictio_in_adiecto
Aus zuverlässiger Quelle wurde mir berichtet, dass 'spirituelles Denken'
nämlich vorwiegend in hölzernen Gipsköpfen stattfinde.
So, so. Mir ist eher bekannt, daß Schulmediziner, Naturwissen-
schaftler und Raumfahrttechniker doch eher zur Gattung der
Betonköpfe zählen ...
:-) Chapeau!
Allerdings darf ich eine kleine Korrektur anbringen. "Spiritualität" hat
ja im Laufe der Geschichte gewisse Bedeutungswandel durchgemacht.
Wenn man Spiritualität als "Leben des Geistes" (A. Comte-Sponville)
bezeichnet, und Descartes Geist als "denkendes Ding" definiert, dann
wäre Denken und Spiritualität durchaus keine contradictio in adiecto.
Auch die Bedeutung von "mental" oder "psychisch" ist nicht mehr so im
Gebrauch wie es schon mal war.
Der Brockhaus "Religionen" verwendet den Begriff quasi als Synonym für
"Frömmigkeit", als "vom Glauben getragene und grundsätzlich die gesamte
menschliche Existenz unter den konkreten Lebensbedingungen prägende
geistige>> Orientierung und Lebensform.
Die "atheistische"/agnostische Spiritualität
Was bitte sollte das sein?
Spiritualität birgt IMMER/STETS den Glauben und das Wissen
um Gott ...
Spiritualität bedeutet Mystik, Gnosis.
verlegt sich dann ganz auf
das Beziehungssystem Mensch und Welt."Spiritualität ist... beinahe
gleichbedeutend mit Ethik oder Weisheit und betrifft weniger unsere
Beziehung zum Absoluten,
FALSCH! Sie betrifft _gerade_ das Wissen um das Absolute.
Manche reden wie Denise Schon von einer höheren Macht ...
Oder eben vom Schicksal, oder vom Karma.
Wollen wir/soll man Gott mit dem Schicksal in Verbindung bringen?
Was meint "höhere Macht"?
Eine höhere Logik? Eine göttliche Logik und (All)Macht?
zum Unendlichen oder zur Ewigkeit als unsere
Beziehung zum Menschlichen, zum Unendlichen und zur Zeit.... Ihre
höchsten Spitzen reichen in die Mystik hinein....
Ja sicher. Aber nicht wie vorgegeben (unterstellt, induziert)
eine vermeintliche atheistische oder agnostische Spiritualität.
Denn eine solche gibt es definitiv nicht.
Wie das Wort, der Begriff SPIRITualiät schon aussagt/induziert,
vorgibt, ist darin "Spirit(us)", also GEIST enthalten ...
Es impliziert eine _geistige_ Welt ... Eine verborgene, so wie
Gott der Verborgene ist.
Nicht wie die Welt ist, ist das Mystische, sondern dass sie ist....
Ja eben. Das sagt doch immer Volker Doormann ...
Eine Erfahrung, eine Empfindung, ein Schweigen. ...
Der Stille lauschen, innehalten ...
Kontemplation
Meditation
Die Erfahrung des Seins hinter der Banalität der Seienden(...).
Eben.
Die Erfahrung des Mysterium hinter der
vorgetäuschten Transparenz der Erklärungen." (Andre´
Comte-Sponville:Woran glaubt ein Atheist? Spiritualität ohne Gott)
Falsche Frage. Ein Atheist glaubt nicht. Respektive er glaubt
nur, was er sieht und hört, was er anfassen, be-greifen, erfassen
kann verstandsmäßig, nicht aber intuitiv.
Und er rationalisiert immer und alles. Sucht und findet stets
rationale Erklärungen für ALLES.
Damit ist das "Denken" tatsächlich ziemlich eliminiert zugunsten von
Empfindung, Erfahrung und Erleben. Ob man diese Spiritualität nun in
Gegensatz zur materiellen Welt stellt oder sie in Einklang mit der Welt
als Mysterium sieht, das wiederum ist wohl doch ein rationaler
Entscheidungsakt. Ganz ohne Denken geht es doch nicht. Jedenfalls ist es
immer von Nutzen, zuerst den Begriff zu klären, bevor man darüber redet.
Gruß Norbert
Denken bedeutet nicht immer, denken mit dem Verstand.
Man kann auch *anders* denken, indem man auch das
Gefühl, die Empfindung, sprich: die Intuition bemüht, einsetzt.
Herz UND Verstand ...
"Man sieht nur mit dem Herzen gut." ANTOINE DE SAINT EXUPÉRY
("Der kleine Prinz")
Warum weiß, fühlt, ahnt eine Mutter, daß (wenn) ihr Kind in Gefahr
ist?
Ingrid Liebeler
PS: "Was man nicht wissen kann, darüber sollte man schweigen."