Ingrid Liebeler
2009-04-16 08:39:30 UTC
Hi Leute,
Ingrid Liebeler
Wieder einmal begegnete ich der These, dass die Mystik im Grunde
atheistisch sei.
Aus Umfangsrgünden beschränke ich mich auf die "theistische Mystik" und
lasse die Natur- und monistische Mystik außen vor, die, obgleich ebenso
wichtig, den Gottesbezug nicht so zentral sehen wie die theistische.
Gemeinhin wird angenommen, dass die Mystik mit der Erfahrung einer als
*heilig* qualifizierten Wirklichkeit untrennbar verbunden ist, ja dass
das Heilige die Mystik (mit)definiert. So z.B.das Wörterbuch des
"Die theistische Mystik ist mit dem Konzept der Gottssliebe
verbunden;deshalb bleibt die ICH- DU- Beziehung der Seele zur göttlichen
Person, die teilweise nur so erlebt wird, erhalten.
Andererseits bekunden merkwürdigerweise bes. christl. und islam.Mystiker
die Sehnsucht,auch diese Trennung im monistischen Sinne aufheben zu
können." Dies läuft auf eine völlige Immanenz, d.h. das totale Einssein
des Ichs mit der Welt, hinaus, die die Transzendenz nicht mehr braucht,
womit auch der Gottesbezug nicht mehr notwendiger Bestandteil der Mystik
wäre.
Compte-Sponville führt diesen Gedankengang weiter, indem er
Spiritualität und Mystik als allgemein menschliches Bedürfnis dem Geist
zuordnet und wie Schopenhauer den Menschen als "metaphysisches Tier"
bezeichnet: "Geist ist eine zu bedeutsame Sache, als dass man sie den
Priestern, Mullhas oder Spiritualisten überlassen dürfte.
Darüber hinaus greift er auf eine These HUMEs zurück, Mystiker und
"Wie unterscheidet Ihr Mystiker,die Ihr die absolute Unbegreiflichkeit
der Gottheit behauptet, Euch von Skeptikern oder Atheisten, die
versichern, dass die erste Ursache aller Dinge unbekannt und unerkennbar
sei?" C-Sponville dazu: "Der Einwand ist stärker, als er scheint. Wenn
nämlich das Absolute unerkennbar ist, was ermächtigt uns dann zu denken,
dass es Gott sei?"
Hier fangen meine Zweifel an, ob es wirklich ein gültiges Argument ist.
Zum einen ist dieses Argument m.E. ein agnostisches Argument, da ja
Unerkennbarkeit nicht mit Nicht-Existenz gleichgesetzt ist. Zum anderen
ist das Bestreben der Mystiker nach meinem Verständnis ja nicht die
Leugnung Gottes, sondern die Loslösung von dessen Abhängigkeit.
Die Mystik braucht Gott nicht, sie leugnet ihn aber auch nicht.
Ist nun das Argument: wenn ich Gott nicht kenne, kann ich auch nicht
wissen, ob es ihn überhaupt gibt, tatsächlich ein gültiges und
atheistisches Argument?
Die Offenbarung ist hier kein taugliches Mittel, da ja diese die gleiche
Frage betrifft: Wenn Gott nicht erkennbar ist, woher kann man wissen,
dass dann die Offenbarung von Gott ist? Bibel- bzw. Korantexte sind hier
nicht erlaubt.
"Gott, falls es Dich gibt, sei meiner Seele gnädig, sofern ich eine habe."
Gruß Norbert
x-post, fúp nach dst
--
"Wenn Dreiecke einen Gott hätten, würden sie ihn mit drei Seiten
ausstatten." (Montequieu)
Gelesen soeben in News:de.sci.philosophieatheistisch sei.
Aus Umfangsrgünden beschränke ich mich auf die "theistische Mystik" und
lasse die Natur- und monistische Mystik außen vor, die, obgleich ebenso
wichtig, den Gottesbezug nicht so zentral sehen wie die theistische.
Gemeinhin wird angenommen, dass die Mystik mit der Erfahrung einer als
*heilig* qualifizierten Wirklichkeit untrennbar verbunden ist, ja dass
das Heilige die Mystik (mit)definiert. So z.B.das Wörterbuch des
"Die theistische Mystik ist mit dem Konzept der Gottssliebe
verbunden;deshalb bleibt die ICH- DU- Beziehung der Seele zur göttlichen
Person, die teilweise nur so erlebt wird, erhalten.
Andererseits bekunden merkwürdigerweise bes. christl. und islam.Mystiker
die Sehnsucht,auch diese Trennung im monistischen Sinne aufheben zu
können." Dies läuft auf eine völlige Immanenz, d.h. das totale Einssein
des Ichs mit der Welt, hinaus, die die Transzendenz nicht mehr braucht,
womit auch der Gottesbezug nicht mehr notwendiger Bestandteil der Mystik
wäre.
Compte-Sponville führt diesen Gedankengang weiter, indem er
Spiritualität und Mystik als allgemein menschliches Bedürfnis dem Geist
zuordnet und wie Schopenhauer den Menschen als "metaphysisches Tier"
bezeichnet: "Geist ist eine zu bedeutsame Sache, als dass man sie den
Priestern, Mullhas oder Spiritualisten überlassen dürfte.
Darüber hinaus greift er auf eine These HUMEs zurück, Mystiker und
"Wie unterscheidet Ihr Mystiker,die Ihr die absolute Unbegreiflichkeit
der Gottheit behauptet, Euch von Skeptikern oder Atheisten, die
versichern, dass die erste Ursache aller Dinge unbekannt und unerkennbar
sei?" C-Sponville dazu: "Der Einwand ist stärker, als er scheint. Wenn
nämlich das Absolute unerkennbar ist, was ermächtigt uns dann zu denken,
dass es Gott sei?"
Hier fangen meine Zweifel an, ob es wirklich ein gültiges Argument ist.
Zum einen ist dieses Argument m.E. ein agnostisches Argument, da ja
Unerkennbarkeit nicht mit Nicht-Existenz gleichgesetzt ist. Zum anderen
ist das Bestreben der Mystiker nach meinem Verständnis ja nicht die
Leugnung Gottes, sondern die Loslösung von dessen Abhängigkeit.
Die Mystik braucht Gott nicht, sie leugnet ihn aber auch nicht.
Ist nun das Argument: wenn ich Gott nicht kenne, kann ich auch nicht
wissen, ob es ihn überhaupt gibt, tatsächlich ein gültiges und
atheistisches Argument?
Die Offenbarung ist hier kein taugliches Mittel, da ja diese die gleiche
Frage betrifft: Wenn Gott nicht erkennbar ist, woher kann man wissen,
dass dann die Offenbarung von Gott ist? Bibel- bzw. Korantexte sind hier
nicht erlaubt.
"Gott, falls es Dich gibt, sei meiner Seele gnädig, sofern ich eine habe."
Gruß Norbert
x-post, fúp nach dst
--
"Wenn Dreiecke einen Gott hätten, würden sie ihn mit drei Seiten
ausstatten." (Montequieu)
Ingrid Liebeler